Zum 90. Geburtstag von Heinrich Klotz
Heinrich Klotz, der Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), ist im Jahr 1999 im Alter von nur 64 Jahren viel zu früh verstorben. Am 20. März 2025 hätte der visionäre Architekturhistoriker seinen 90. Geburtstag gefeiert.
„Entgegen allen Erwartungen ist das Architekturmuseum seit seiner Eröffnung zu einer überregionalen, bundesweiten und auch internationalen Anlaufstelle für alle nur denkbaren Anfragen und Vermittlungsaufgaben geworden”, schrieb Heinrich Klotz in einem Bericht über seine Tätigkeit als DAM-Gründungsdirektor im April 1986 an den Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann (Inv.-nr. 005-850-400).
Klotz und Hoffmann riefen die Institution Architekturmuseum 1979 gemeinsam als städtisches Museum und Teil des Museumsuferprojektes ins Leben. Beide prägten den Namen „Deutsches Architekturmuseum“ und das Haus, das zu Anfang Thema vieler skeptischer Debatten war. Nichtsdestotrotz gelang es Klotz als Gründungsdirektor in den folgenden zehn Jahren aus dem Nichts heraus ein international renommiertes Museum aufzubauen.
Dazu gehört der manifesthafte Museumsbau von Architekt Oswald Mathias Ungers am Frankfurter Schaumainkai, das erste, nur für diesen Zweck erbaute Architekturmuseum der Welt. Mit dem von der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellten Ankaufsetat baute Klotz eine weltweit beachtete Sammlung mit Werken der wichtigsten zeitgenössischen Architekt:innen und Künstler:innen auf. Am 1. Juni 1984 wurde das DAM eröffnet und präsentierte seine umfangreiche Sammlung sogleich in der Eröffnungsausstellung „Revision der Moderne. Postmoderne Architektur 1960 – 1980“. Mehr als 50 verschiedene Sonderausstellungen wurden in den ersten Jahren des DAM unter Klotz gezeigt, darunter richtungsweisende Themen wie „Lehmarchitektur. Die Zukunft einer vergessenen Bautradition“ (bereits 1982, in den Räumlichkeiten des Frankfurter Kunstvereins), „Vision der Moderne. Das Prinzip Konstruktion“ (1986) oder „Design heute. Maßstäbe: Formgebung zwischen Industrie und Kunst-Stück“ (1988), um nur einige Beispiele zu nennen. Zusätzlich konzipierte Klotz für das DAM auch eine Dauerausstellung als Überblick über die Siedlungsgeschichte der Menschheit. 1989, noch kurz bevor die Dauerausstellung nach jahrelangen Vorbereitungen eröffnet wurde, verließ Klotz das DAM schließlich um sich in Karlsruhe der Gründung seines zweiten Lebenswerkes zu widmen, dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM).
Auch über das Architekturmuseum hinaus prägte Klotz die Stadt Frankfurt am Main. In seiner Zeit als Direktor des DAM war er an einigen Entscheidungen zu Frankfurter Bauprojekten, wie etwa den anderen Bauten des Museumsufers, beteiligt. Klotz hatte ein großes internationales Netzwerk von dem auch die Stadt Frankfurt profitierte, indem er international anerkannte Architekt:innen in die Stadt holte. Ohne Heinrich Klotz gäbe es nicht nur kein Deutsches Architekturmuseum, auch viele herausragende Architekt:innen der Postmoderne wären heute vermutlich nicht mit ihren Bauwerken in Frankfurt vertreten.
In diesem Sinne gedenkt das DAM seines Gründungsdirektors Heinrich Klotz anlässlich seines 90. Geburtstages mit großer Dankbarkeit und würdigt sein Werk.
Am 1. Juni 2025, dem 41. Jubiläumstag der Eröffnung, feiert das Museum seine Wiedereröffnung in dem berühmten Museumsgebäude von Ungers. In diesem Zusammenhang wird auch die Dauerausstellung des DAM nach ihrer erstmaligen Überarbeitung präsentiert. Eine Ausstellung, die die Sammlung des Hauses thematisiert, ist für November dieses Jahres geplant.
Anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums im Jahr 2014 hat das DAM mit der Ausstellung „Mission Postmodern: Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM“ insbesondere Klotz’ Sammlungsaufbau gewürdigt und mit der Veröffentlichung der „Klotz-Tapes“ (https://archplus.net/de/ausgabe/216/), den tagebuchartigen Aufzeichnungen des Gründungsdirektors, ungewöhnliche Einblicke in dessen Arbeit ermöglicht. Ein aktuell laufendes Kooperationsprojekt zwischen der Wüstenrot Stiftung und dem DAM führt dies weiter und forscht unter dem Titel „Gründungsakte:n“ zur Gründungsgeschichte des Museums und der damit eng verknüpften Entwicklungsgeschichte der postmodernen Architektur in den 1970er und 1980er Jahren. Dafür wurden die aus dieser Zeit überlieferten Archivalien – Briefe, Konzeptpapiere, Verträge sowie Presseberichte, Audio- und Videodateien – wissenschaftlich erschlossen und zum Teil bereits auf dem begleitenden Forschungsblog www.klotzprojekt.wordpress.com zugänglich gemacht. Im Laufe des Jahres wird außerdem das „illustrierte Findbuch“ sowie ein Podcast mit Klotz’ historischen Interviewaufnahmen erscheinen.
B. Lebzien
Foto:
Heinrich Klotz und Paolo Portoghesi, vermutlich auf einer Wannseefahrt beim IDZ-Symposion 1975,
Foto: Heinrich Klotz.© Heinrich-Klotz-Bildarchiv, HfG Karlsruhe.