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HUGO HÄRING

13. Juli 2002 – 0:0022. September 2002 – 0:00

13. Juli bis 22. September 2002

Unter den Funktionalisten der Zwanziger Jahre in Berlin war der Architekt Karl Hugo Häring eine Ausnahmeerscheinung. Bewegt und von plastischer Intensität sind die Volumina seiner Bauten. Fundamentalistisch ist die Argumentation seiner Schriften. Häring vertrat nicht weniger als die Revolutionierung der Architektur im Wortsinn: ihre Umkehrung zu einem ursprünglichen und dadurch erst “neuem” Bauen, das die Konventionen der bloßen Überlieferung radikal in Frage stellt.

In der brodelnden Atmosphäre der Hauptstadt der Weimarer Republik verkörperte Häring so etwas wie den deutschen Sonderweg der Modernen Architektur. Nicht zuletzt hierfür stand die von ihm initiierte Rede vom “organhaften” Bauen, die den Biologismus des Jugendstils mit den ästhetischen Traditionen des deutschen Idealismus einerseits, sowie Konstruktivismus und Neuer Sachlichkeit andererseits synthetisierte. Die Prounen-Räume El Lissitzkys, die Lichtplastiken Naum Gabos, die gegenstandslose Kunst Kasimir Malewitschs und der Biomorphismus eines Ewald Mataré inspirierten Häring ebenso wie die Plastiken und Konzepte Auguste Rodins und Adolf von Hildebrands der Zeit um die Jahrhundertwende.

Im schwäbischen Biberach an der Riß als Sohn eines Schreiners geboren, mit Lehr- und Wanderjahren, die ihn als Studenten zu Fritz Schumacher, Paul Wallot und Cornelius Gurlitt nach Dresden führten sowie zu dem damals berühmten Städtebauer und Architekten Theodor Fischer nach Stuttgart, hatte sich Häring ab 1904 zunächst in Hamburg angesiedelt. Hier unterrichtete er vorübergehend an der Kunstgewerbeschule und war ab 1909 an der Gründung einer Filiale der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk beteiligt. Außer durch architektonische Entwürfe, machte er sich ab 1913 auch durch Zeitungskritiken einen Namen, bevor er 1915 als Bauanwalt in das kriegszerstörte Ostpreußen ging. Hier realisierte sein Büro bis Ende 1920 zahlreiche Wiederaufbauten. Zugleich entstand in Neu-Ulm an der Donau seit 1916 ein großzügiger Villenbau nach Härings Entwürfen.

Den Umbruch brachte das Jahr 1921. Mit knapp vierzig Jahren übersiedelte Häring nach Berlin. Hier soll sein erster Arbeitstisch im Büro Mies van der Rohes am Karlsbad gestanden haben. Aber auch zu dem Städteplaner Martin Mächler, der seit 1917 auf der Grundlage des Wettbewerbs “Großberlin” von 1910 weit ausgreifende Planungen für die “Weltstadt” Berlin entwickelte, hatte Häring von Anfang an Verbindung. Nicht ohne Folgen: Er wurde Sekretär der zusammen mit Mies und anderen ins Leben gerufenen “Architektenvereinigung ‘Der Ring'”, der wohl wichtigsten Sezession deutscher Architekten im zwanzigsten Jahrhundert. Die berühmte Ausstellung von Entwürfen für eine Neugestaltung des Platzes der Republik vor dem Reichstagsgebäude, die diese Architektenvereinigung im Rahmen der Großen Berliner Kunstausstellung 1927 veranstaltete, trug Härings und Mächlers Handschrift.

Diesseits der Repräsentationsplanungen hat Härings Wirken in Berlin herausragende Wohnungsbauten hinterlassen: Zeilenbauten in Onkel Toms Hütte (Zehlendorf 1926/27), Wohnungsblöcke in der sogenannten “Ring”-Siedlung in Siemensstadt (Charlottenburg 1929/30) sowie Stahlskelettwohnungsbauten in der Weddinger Prinzenallee (1929-31).
Härings Hauptwerk, die Gutsanlage Garkau in Ostholstein (1922-26), fehlt in keinem Handbuch zur Architektur des 20. Jahrhunderts. Vielfach publiziert wurde auch sein Entwurf für einen deutschen Club in Rio des Janeiro (1923), weitgehend unbekannt blieb hingegen sein realisierter Entwurf (1922) für ein Seuchenkrankenhaus in derselben Stadt.

Die aufwändig restaurierten Nachlaßpapiere Härings, die in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste überliefert sind, wurden im vergangenen Jahr erstmalig präsentiert. Ausgewählte Exponate der umfangreichen Berliner Retrospektive sind nun im Deutschen Architektur Museum zu sehen. Die Schau fokussiert auf Schlüsselwerke des Häringschen Oeuvres, so daß der Besucher die aus historisch-biographischen Umbrüchen resultierenden Wenden im Werk des Architekten ebenso nachvollziehen kann, wie die Herausbildung seiner theoretischen Positionen. Es entfaltet sich ein Panorama der Ideengeschichte der Moderne.

 

Details

Beginn:
13. Juli 2002 – 0:00
Ende:
22. September 2002 – 0:00
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Ort

DAM Deutsches Architekturmuseum
Henschelstr. 18
Frankfurt / M., Hessen D-60314 Deutschland
Telefon:
+49 (0)69 212-38844

Organisator

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