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HELMUT JACOBY – Meister der Architekturzeichnung

18. August 2001 – 0:0021. Oktober 2001 – 0:00

18. August bis 21. Oktober 2001

Im Gegensatz zu den Computer-Architekturen der Ausstellung digital real, deren sphärische Formen nur mit spezieller Software berechnet und abgebildet werden können, zeigt das DAM nun einen Meister der handwerklichen Architekturdarstellung. Der 1926 in Halle an der Saale geborene Helmut Jacoby dürfte neben dem legendären Hugh Ferris, der zwischen den Weltkriegen die New Yorker Wolkenkratzer pathetisch ins Bild setzte, der bekannteste Architekturzeichner des 20. Jahrhunderts sein. Vielleicht ist er auch der letzte, denn die handwerkliche Perspektivzeichnung wird zunehmend vom animierten Computerbild ersetzt. Damit findet ein Umbruch findet statt, dessen Folgen für das Entwerfen und Darstellen erst in Umrissen sichtbar werden.

Helmut Jacoby war 1952 aus Unzufriedenheit mit dem Architekturstudium im Nachkriegsdeutschland in die USA ausgewandert. Nach dem Diplom an der von Walter Gropius gegründeten Graduate School of Design in Harvard arbeitete er für kurze Zeit als Angestellter in einem Architekturbüro, um sich 1956 in New York als „Renderer“ selbstständig zu machen. Unter einem Renderer versteht man in USA den professionellen Präsentationszeichner, dessen Beruf es ist, Entwürfe von Architekten in vorweggenommener Realität zu wirklichkeitsnahen Schaubildern zu verarbeiten.

Philip Johnson, der den talentierten Zeichner für die Architektenszene „entdeckte“, ermutigte ihn, in Stil und Technik seinen eigenen Weg zu gehen. Die bei den Renderern vorher üblichen, für malerische Effekte besonders geeigneten Temperafarben verwendete Jacoby nur in der Anfangszeit. Zu Markenzeichen seines sachlichen Stils wurden die Tusche-Line und der Tusche-Spray, mit denen sich Schatten und Tönungen in jeder gewünschten Intensität erzielen ließen. Nicht Farbe und dekorative Umgebung, sondern das Gebäude mit seiner Konstruktion steht bei ihm im Mittelpunkt. Jacobys Genauigkeit und seine besondere Fähigkeit, die Architekturdetails zu verstehen und präzise umzusetzen, brachte ihn rasch an die Spitze der amerikanischen Renderer. Seine Perspektiven wirkten in den 60er und 70er Jahren weltweit stilbildend für die Architekturdarstellung. Der jeweils „neueste Jacoby“, der sich in einer Zeitschrift abgebildet fand, wurde an den Architekturschulen eifrig studiert.

Die Arbeiten der späten 50er und 60er Jahre – für Architekten wie Eero Saarinen, I. O. Pei, Kevin Roche, Paul Rudolph, SOM, Murphy & Jahn und immer wieder Philip Johnson -ergeben eine gezeichnete Chronik der innovativen nordamerikanischen Architektur jener Zeit. Auch die aus Deutschland emigrierten Modernen der ersten Generation schätzten seinen Stil wie Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius und Marcel Breuer. Viele Auftraggeber benutzten seine Zeichnungen, um einen Entwurf in seiner Wirkung zu kontrollieren, bevor sie sich zu entscheidenden Änderungen entschlossen. Überhaupt bildeten Jacobys Präsentationen die Grundlage vieler Wettbewerbssiege; auf diese Weise haben sie Architekturgeschichte gemacht. Für viele Büros gleichzeitig arbeitend, bekam er intime Einblicke in die Szene, weshalb Saarinen ihn im Scherz die „Elsa Maxwell der Architektur“ nannte.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs verließ Jacoby 1968 New York, um in Wiesbaden in weniger hektischer Umgebung weiterzuarbeiten. Von hier aus bediente er eine zunehmend internationale Klientel. Ein Name, der in seinem Werk bis heute immer wieder erscheint, ist Lord Norman Foster, für den Jacoby Wettbewerbe zeichnete, die erste Preise errangen und Bauaufträge zur Folge hatten, wie z. B. die bahnbrechende Hongkong & Shanghai Bank. Die mit Namen wie Foster und Ove Arup verbundene technologische Architektur, aber auch eine Ikone des Dekonstruktivismus wie das Vitra-Design-Museum von Frank Gehry wurden durch Zeichnungen von Helmut Jacoby ins Bild gesetzt.

In Deutschland, wo der Beruf des Renderers unbekannt geblieben war, dauerte es längere Zeit, bis die Architekten den einzelgängerischen Zeichner zu schätzen lernten. Einer der frühen Kunden war 1974 Günter Behnisch mit seinem ungebauten Entwurf für den Bonner Bundestag. Nach dem Mauerfall kehrte Jacoby in seine Geburtsstadt Halle zurück, um hier einen späten Boom zu erleben, denn nun landeten anspruchsvolle Bauaufgaben des vereinigten Deutschlands auf seinem Reißbrett, wie die ICE-Bahnhöfe von Meinhard von Gerkan und Christoph Ingenhoven und manche Bauten der neuen Hauptstadt. Für Foster zeichnete er 1992 den im Wettbewerb siegreichen Entwurf für den Reichstag, der den Altbau unter eine transparente Dachscheibe auf Stützen stellen wollte.

Jacobys Außen- und Innenräume erscheinen als kunstvoll arrangierte „schöne neue Welten“ von manchmal surrealer Perfektion. Die Architektur spielt in ihnen stets die tragende Rolle, aber oft gibt es autonome, mitunter unterhaltsame Nebenhandlungen mit Maßstab gebenden Passanten, Autos, Kinderwagen, Möbeln, Geräten und Kunstwerken, deren suggestiver Sinn es ist, die Benutzbarkeit der geplanten Bauten zu unterstreichen. Der Schauplatz sind die Metropolen der USA, Europas und des Fernen Ostens. Fosters Hongkong & Shanghai Bank, Cesar Pellis Turm in den Londoner Docklands oder Helmut Jahns Messeturm in Frankfurt erzählen nicht nur etwas über den Wandel in der Bautechnik und Gestaltung der Wolkenkratzer, die einen großen Teil der Ausstellung füllen. Sie dokumentieren auch eine globalisierte und vernetzte Architekturszene, in der die Standorte von Entwerfern, Investoren und Bauplätzen über die ganze Welt verteilt sind.

Die von Wolfgang Voigt konzipierte Ausstellung, die im Herbst 2002 beim Art Institute of Chicago zu sehen sein wird, präsentiert erstmals das Gesamtwerk dieses großen Zeichners. Ein herzlicher Dank geht an Helmut Jacoby, der dem DAM eine Auswahl seiner Arbeiten als Schenkung übergeben hat.

 

Details

Beginn:
18. August 2001 – 0:00
Ende:
21. Oktober 2001 – 0:00
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Ort

DAM Deutsches Architekturmuseum
Henschelstr. 18
Frankfurt / M., Hessen D-60314 Deutschland
Telefon:
+49 (0)69 212-38844

Organisator

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